Schön ist er nicht - der Waldrapp. Das ist der Satz, der während der Beobachtungen im Alpenzoo Innsbruck von erwachsenen Besuchern am häufigsten so oder ähnlich zu hören war. Von Erwachsenen wohlgemerkt; denn Kinder sehen diesen Vogel ganz anders. Für sie ist er lustig oder spannend, ein Punk, eine Hexe, wie einem Märchen entstiegen. Und ein spannender Partner ist er auch für die Forschung. Besonders sein ausgeprägtes Sozialverhalten macht ihn zu einer hochinteressanten Vogelart. Seine Geschichte liest sich wie ein Krimi: In Europa schon vor etwa 400 Jahren verschollen, wurde er Ende des 19. Jahrhunderts im Orient wieder entdeckt, könnte aber heute am Rande seines Niederganges stehen. Restvorkommen existieren in Marokko, eine winzige Kolonie hat in Syrien überlebt. Auch diese letzten frei lebenden Vögel sind immer noch durch direkte menschliche Einflüsse und die voranschreitende Umweltzerstörung stark bedroht.
Daher bilden im vorliegenden Band historische Bestandsentwicklung, Ursachen für den Rückgang der Art und Schutzbestrebungen einen Schwerpunkt. Die Ergebnisse aus langjährigen Verhaltensstudien gewähren vielseitige Einblicke in die hochinteressante Sozialstruktur dieser koloniebrütenden Ibisart. Verschiedenste Fragen zu den ökologischen Ansprüchen des Waldrapps wurden während mehrerer Untersuchungsperioden in der Türkei und in Marokko sowie bei der Freilandhaltung geklärt. Natürlich sollen auch grundlegende Daten zur Biologie nicht fehlen. Resultate neuer molekularbiologischer Studien runden diese Monografie ab.