"Eine Übungsgrammatik und moderner Fremdsprachenunterricht: wie passt das zusammen? Es bedarf einer kurzen Erklärung, um diesen scheinbaren Widerspruch aufzulösen. Ein Buch, das sich nur mit Grammatik beschäftigt erinnert doch sehr an frühere Zeiten, als die Grammatik der einzig relevante Unterrichtsgegenstand war. So sollte dieses Buch aber nicht verstanden werden. Wer sich auf so anspruchsvolle Prüfungen wie die DSH oder TestDaF vorbereitet, muss ein Niveau der Sprachbeherrschung erreichen, dass nicht mehr nur "nebenher", also mit minimalem Erklärungsaufwand und eingebettet in kommunikativ relevante Sprachhandlungen, erreicht werden kann. Vor allem Lerner mit nichteuropäischen Muttersprachen sind - das wird jeder Lehrende aus eigener Erfahrung bestätigen - auf möglichst genaue und nachvollziehbare Regeln angewiesen. Gerard Westhoff schreibt dazu in seinem Artikel "Über die Lernwirksamkeit von Sprachlernaufgaben am Beispiel von WebQuests": Es gibt in der internationalen wissenschaftlichen Fachliteratur in letzter Zeit wieder mehr Befürworter bewusster Regelkenntnisse im Fremdsprachenunterricht. Aus der vergleichenden Forschung hat sich ergeben, dass Lernende, die nicht nur viel Input verarbeiten, sondern sich daneben auch in irgendeiner Weise bewusst mit der Sprachform befasst hatten, schneller vorankamen, letztendlich auch ein höheres Niveau errreichten, komplizierter Sprachäußerungen produzieren konnten und dabei weniger Fehler machten. Wohlgemerkt: mehr Aufmerksamkeit für die Grammatik hatte nur den erwähnten Effekt, wenn sie mit reichem Sprachangebot kombiniert wurde." (Fremdsprache Deutsch", Heft 38,2008, S.13). Die vorliegende Grammatik hat sich deshalb drei Ziele gesetzt: 1. Sie möchte helfen, sich gezielt auf die DSH-Prüfung vorzubereiten. Nur Stoff, der dafür von Bedeutung ist, wird präsentiert. 2. Sie möchte sich soweit als möglich in einen kommunikativen, interaktiven Unterrichtsstil einfügen. Dazu soll einerseits die Darstellung der grammatischen Phänomene in ihren kommunikativen und textbezogenen Funktionen beitragen. Die Einbeziehung vieler authentischer Texte soll dem Lerner immer wieder klarmachen, in welchem sprachlichen Kontext das eben Gelernte verwendet wird. Zum anderen sind viele Übungen, vor allem das Zusatzmaterial im Internet, als Partner- oder Gruppenübungen angelegt, so dass die Lerner sich gegenseitig korrigieren können und zu autonomem Lernen angeregt werden. 3. Ein gut geführter Grammatikunterricht beschäftigt sich eben nicht ausschließlich mit dem Formenbestand und reinen Transformationsübungen. Er sollte immer auch Anlass zur Sprachreflexion bieten. Es ist von geringem Nutzen, wenn man zum Beispiel zwar weiß, wie das Passiv im Deutschen gebildet wird, aber nicht verstanden hat, was man damit eigentlich - im Unterschied zum Aktiv - ausdrücken möchte. Erst das Verständnis der sprachlichen Funktion, das auch durch den Vergleich mit den Möglichkeiten der eigenen Muttersprache entsteht, führt zu einer sicheren Beherrschung solch komplexer grammatischer Phänomene. Zu dieser Art von Reflexion möchte das Buch immer wieder anregen."